Religiöses Weihnachtsgedicht


Jesu, meine Freud' und Lust

Jesu, meine Freud' und Lust,
Jesu, Himmel meiner Brust,
Jesu, meine Süßigkeit,
Jesu, Trost in allem Leid:
Jesu, meines Herzens Sonne,
Jesu, meines Geistes Wonne.

Jesu, meine Kron' und Lohn,
Jesu, du mein Gandenthron,
Jesu, meine Zuversicht,
Jesu, meiner Augen Licht,
Jesu, Leitstern meiner Sinnen,
Den sie müssen lieb gewinnen.

Jesu, süßer Nektarfluss,
Jesu, trauter Seelenkuß!
Meine Hoffnung und mein Teil,
Mein Erretter und mein Heil,
Jesu, meine Himmelspforte,
Meine Hilf' an allem Orte.

Mein Beschützer vor dem Feind,
Meine Zuflucht und mein Freund,
Meine Burg und mein Palast,
Mein geliebter wirt und Gast,
Meine kühle Sommerhöhle,
Meine liebe, meine Seele.

Jesu, meine Seligkeit
Und mein Glück in dieser Zeit,
Mein gewünschtes Paradeis,
Meines Sieges Ruhm und Preis.
Mein Triumph, mein Freudenleben,
Meine Krönung, mein erheben.

Jesu, meiner Werke Glanz
Und mein güldner Lorbeerkranz,
Jesu, meine Herrlichkeit
Und mein ew'ges Hochzeitskleid;
Jesu, Brunnquell aller Freuden,
Jesu, Arznei meiner Leiden.

Jesu, meines Todes Tod,
Mein Erlöser und mein Gott,
Mein erfreulich Auferstehn
Und frohlockend Himmelgehn,
Jesu, angeschaffne Güte,
Jesu, komm in mein Gemüte.

Angelus Silesius


Morgenstern der finstern Nacht

Morgenstern der finstern Nacht,
Der die Welt voll Freuden macht,
Jesulein,
Komm herein,
Leucht' in meines Herzens Schrein.

Schau, Dein Himmel ist in mir,
Er begehrt Dich, seine Zier;
Säum' Dich nicht,
O mein Licht,
Komm, komm, eh der Tag anbricht.

Deines Glanzes Herrlichkeit
Übertrifft die Sonne weit;
Du allein,
Jesulein,
Bist, was tausend Sonnen sein.

Du erleuchtest alles gar,
Was jetzt ist und kommt und war,
Voller Pracht
Wird die Nacht,
Weil Dein Glanz sie angelacht.

Deinem freudenreichen Strahl
Wird gedienet überall:
Schönster Stern,
Weit und fern
Ehrt man Dich wie Gott den Herrn.

Ei nun, goldnes Seelenlicht,
Komm herein und säum' Dich nicht;
Komm herein,
Jesulein,
Leucht' in meines Herzens Schrein.

Angelus Silesius


Fern im Osten wird es helle

Fern im Osten wird es helle,
Graue Zeiten werden jung;
Aus der lichten Farbenquelle
einen langen tiefen Trunk!
Alter Sehnsucht heilge Gewährung,
Süßer Lieb' in göttlicher Verklärung.

Endlich kommt zur Erde nieder
Aller Himmel sel'ges Kind,
Schaffend im Gesang weht wieder
Um die Erde Lebenswind,
Weht zu neuen, ewig lichten Flammen
Längst verstiebte Funken hier zusammen.

Überall entspringt aus Grüften
Neues Leben, neues Blut;
Ew'gen Frieden uns zu stiften,
Taucht er in die Lebensflut;
Steht mit vollen Händen in der Mitte,
Liebevoll gewärtig jeder Bitte.

Lasse seine milden Blicke
Tief in deine Seele gehen,
Und von seinem ew'gen Glücke
Sollst du dich ergriffen sehn.
Alle Herzen, Geister und die Sinnen
Werden einen neuen Tag beginnen.

Greife dreist nach seinen Händen,
Präge dir sein Antlitz ein,
Musst dich immer nach Ihm wenden,
Blüte, nach dem Sonnenschein;
Wirst du nur dein ganzes Herz Ihm zeigen,
Bleibt er wie ein treues Weib dir eigen.

Unser ist sie nun geworden,
Gottheit, die uns oft erschreckt,
Hat im Süden und im Norden
Himmelskeime rasch geweckt,
Und so lass im vollen Gottesgarten
Treu uns jede Knosp' und Blüte warten.

Novalis (Friedrich von Hartenberg)


Der Stern

Der du in der Nacht des Todes,
Christ! erschien ein helles Licht,
Ach, im Palast des Herodes
Sucht' ich Dich und fand Dich nicht;
Fand nur Glanz und eitles Prangen,
Augenlust und Fleischeslust;
Doch nach Dir blieb mein Verlangen
Ungestillt und leer die Brust.

Weiter zu den Schriftgelehrten
Ging ich, suchend meinen Herrn;
Doch den Klugen und Verkehrten
War verborgen Jakobs Stern.
Zwar sie sprachen gleich den blinden
Von dem aufgegangnen Licht,
Aber unter ihnen finden
Konnt' ich den Erlöser nicht.

Aus dem Tempel sah ich scheinen
Opferfeu'r und Pracht und Licht,
Ahnen konnt' ich hier den Einen,
Doch ihn selber fand ich nicht.
Und als ich den Herrn des Lebens
So in dir, Jerusalem,
Hin und her gesucht vergebens,
Zog ich fort nach Bethlehem.

Ging die Straße einsam weiter,
Denn sie war so still und leer,
Keinen Wanderer zum Leiter
Fand ich weit und breit umher.
Aber über meinem Haupte
Fand ich eines Sternes Schein;
Weil ich suchte, weil ich glaubte,
Ward zuletzt der Heiland mein.

Suche nur, so wirst du finden,
Werde nur nicht trüb und matt! -
Lass durch nichts die Sehnsucht binden,
Welche Gott erwecket hat.
Folg' nur ohne Widerstreiten
Glaubensvoll dem Wort des Herrn;
Licht von oben wird dich leiten,
Licht von oben gibt der Stern.

Karl Johann Friedrich Spitta


Von der dreifachen Geburt des Herrn

Der die weite Welt erlösen
Von der Sünde soll, dem Bösen,
Von des ew'gen Todes Pfeil,
Welchen Gott uns zugeschworen,
Dreifach wird der Herr geboren,
Dreifach nahet unser Heil.

Von den heiligsten Geschichten
Lasst in Demut euch berichten,
In dem Glauben, in der Treu.
Andrer mag euch andres singen:
Ewig soll mein Lied erklingen
Von der wundervollen Drei.

1.Mitternacht
Es strahlt aus Nebelweiten
Ein ferner, heil'ger Schein:
Zu Anfang aller Zeiten
War Gott, und Gott allein.

Da lag er auf den Tiefen,
Da schwebt' er auf der Flut,
Die Geister alle schliefen,
Er war das höchste Gut.

Und wie aus dichter Hülle
Die Morgensonnen steigt,
Hat seine Kraft sein Wille
Den ew'gen Sohn erzeugt.

Das war das erste Werde,
Das war das erste Wort,
Das schuf hernach die Erde
Und schafft noch immerfort.

Geheimnis hocherhaben!
Mysterium, groß und still!
Hochwürdigste der Gaben,
Die uns ergötzen will!

Gar vielfach angedeutet
Ward es in Gottes Haus,
Doch, was es ganz bedeutet,
Spricht keine Zunge aus.

Wer wagt es auszusprechen,
Wie fasst es Menschensinn?
Man sehnt sich nach den Bächen
Der ew'gen Liebe hin.

2. Morgenrot
Und als in ihrer Fülle
Die Zeit vollendet war,
Da trat er aus der Stille
Für alle hold und klar.

Die Jungfrau hat empfangen
Ein Pfand vom Heil'gen Geist
Und ist von Haus gegangen,
Gen Bethlehem gereist.

Die Jungfrau war erkoren,
Sie sah nicht nach dem Stern,
Die Jungfrau hat geboren
Den Heiland, unsern Herrn.

Das war die Nacht der Nächte,
Da schien die Liebesmacht,
Die sterblichem Geschlechte
Nun Gottes Bild gebracht.

Der Heiland ist geschritten
Segnend durch alle Welt,
Er hat gelehrt, gelitten
Und sich sein Reich bestellt.

Der Heiland ist gestorben,
Ein reines Opferlamm,
Hat uns das Heil erworben
Am blut'gen Kreuzesstamm.

Dann stieg er in die Erde,
Dann stieg er wieder auf
Mit himmlischer Gebärde,
Zum Vater ging sein Lauf.

Ihn gab die Nacht der Nächte
Ihn gab das Weihnachtsfest,
Ihn, der nicht vom Geschlechte,
Das er erlöste, lässt.

3. Heller Tag. Sakrament.
Drum heißt er ja der Heiland
Und ew'ger Trost und Rat,
Weil er noch stets wie weiland
Sich allen Sündern naht.

Mit seinem Geist und Gaben
Ist er noch immer hier,
Man kann ihn immer haben,
Er steht vor jeder Tür.

Den Gottes Magd geboren,
Den Gottes Magd gesäugt,
Er wird noch heut geboren
Und immerfort erzeugt.

In frommen Menschenherzen
Gewinnt er die Gestalt
Zu Lust und auch zu Schmerzen
Mit himmlischer Gewalt.

Das ist das Pfand der Gnade,
Die uns der Herr geschenkt,
Die ew'ge Bundeslade,
In die er sich gesenkt.

Das ist das ew'ge Leben,
Das jeder haben kann,
Das liebend sich ergeben
Zur Speise jedermann.

Das ist die dritte Weihnacht,
Nach der sein Jünger weint,
Das ist die schönste Weihnacht,
Wenn er in uns erscheint.

Max von Schenkendorf


Die Geburt Christi

Er geht und klopft an alle Herzen;
In jedem weilte gern das Kind:
Doch will er Herzen, die von Schmerzen
Demütig und geschlagen sind.
Nicht den Palast, er will die Hütte
Von schlechtem Stroh, von schlichtem Holz.
O dass die letzte Not zerrütte
Dies Herz! Noch ist es ihm zu stolz.

Damit auch diese dunkle Stätte
Erleucht' ein himmlisch Augenpaar,
Und neugeboren hier sich bette
Der Gott, der ist und immer war,
Und lächle, wenn ein treulich Meinen
Bescheidne Hirtenlieder singt,
Wenn ihm Gebet, wenn Lieb' und Weinen
Ihm Weihrauch, Gold und Myrrhen bringt.

Wilhelm Wackernagel


Bethlehem und Golgatha

O Christus, der Du in der Krippe
Ein Kind geboren wolltest sein
Und, leidend Pein am Kreuzgerippe,
Von uns genommen hast die Pein!
Die Krippe dünkt dem Stolzen niedrig,
Es ist das Kreuz dem Hochmut widrig;
Du aber bist der Demut nah
In Bethlehem und Golgatha.

Die Kön'ge kamen anzubeten
Den Hirtenstern, das Opferlamm,
Und Völker haben angetreten
Die Pilgerfahrt zum Kreuzesstamm.
Es ging in Kampfesungewitter
Die Welt, doch nicht das Kreuz in Splitter,
Als Ost und West sich kämpfen sah
Um Bethlehem und Golgatha.

O lasst uns nicht mit Lanzenknechten,
Lasst mit dem Geist und ziehn ins Feld,
Lasst uns das heil'ge Land erfechten,
Wie Christus sich erfocht die Welt!
Lichtstrahlen lasst nach allen Seiten
Hinaus als wie Apostel schreiten,
Dass alle Welt ihr Licht empfah'
Aus Bethlehem und Golgatha.

Mit Pilgerstab und Muschelhute
Nach Osten zog ich weit hinaus,
Die Botschaft bring' ich euch, die gute,
Von meiner Pilgerfahrt nach Haus:
O zieht nicht aus mit Hut und Stabe
Nach Gottes Wieg' und Gottes Grabe,
Kehrt ein in euch und findet da
Sein Bethlehem und Golgatha.

O Herz, was hilft es, dass du kniest
An seiner Wieg' in fremdem Land?
Was hilft es, dass du staunend siehest
Das Grab, aus dem Er längst erstand?
Dass er in dir geboren werde,
Und dass du sterbest dieser Erde
Und lebest ihm, nur dieses ja
Ist Bethlehem und Golgatha.

Friedrich Rückert


Zur heiligen Weihnacht

Es strebte aus der Nacht des Lebens
Die Menschheit stets nach Glück und Licht,
Doch suchte sie den Weg vergebens
Jahrtausende und fand ihn nicht.

Da ließ den Friedensgruß erschallen
Durch Engelsmund das Christuskind,
Es bot den wahren Frieden allen,
Die eines guten Willens sind.

Es nahm auf sich der Menschheit Bürde
Und gab des reinen Herzens Glück,
Es gab dem Weibe seine Würde,
Dem Sklaven gab es sie zurück.

O, lasst uns dieses Kindlein preisen,
Das uns versöhnte mit dem Grab,
Das uns das große Ziel der Weisen,
Den Frieden und die Wahrheit, gab.

Ihr Mütter, eilt im Geist zur Krippe,
In der das Kindlein Jesu lag,
Und betet nicht bloß mit der Lippe,
Nein, mit dem Herzen betet nach:

"O Jesu, segne mein Bestreben
Für meine Kinder, dass ich sie,
Die Du für Dich mir hast gegeben,
Für Deinen Himmel auch erzieh'!

Lass mich sie lehren, Dir zu dienen,
Steh Du mir auch, Maria, bei,
Damit ein jedes unter ihnen
Dem Kinde Jesu ähnlich sei!"

Heil euch, ihr Mütter, Heil am Tage
Der Rechenschaft, wenn jede dann
Auf ihres Richters ernste Frage
Mit frohem Herzen sagen kann:

"Die Kinder, Herr, die ich geboren,
Ich führte sie zum Heil, zum Glück,
Ich habe keines Dir verloren,
Ich geb' sie Dir, mein Gott, zurück!"

Adolf Kolping


Zum heiligen Christfest

Die Kirche, diese Mutter, diese beste,
Die alles Schöne liebt und pflegt,
Sie hat wie Blumenbeete ihre Feste
Uns an den Lebenspfad gelegt.

Zur Krippe ladet sie uns heute ein,
Zu stimmen froh in ihren Jubel ein,
Und alle, alle heißet sie willkommen,
Auch nicht der Ärmste ist da ausgenommen.

Hier an der Krippe wird der Bettler reich,
Vor diesem Kind' ist er dem Fürsten gleich,
Ist nur sein Herz so lauter und so rein,
Dass er's dem Kinde kann als Krippe weih'n.

Ja, reicher ist der ärmste gute Christ,
Als selbst der reichste Kaiser ist,
Der seine Christenpflicht vergisst.

O süßer Trost, du Trost der heil'gen Nacht.
O Wunderkind, wie viel hast du vollbracht,
Dass Du die Bettler hast so reich gemacht!

Adolf Kolping


Heilige Nacht

O heilige Nacht, o du selige Nacht,
Die uns den Erlöser vom Himmel gebracht!
Es dämmert der lange verheißene Tag,
Der endet das Elend, den Fluch und die Schmach.
O kommet geschwind!
Anbetet das Kind,
Das göttliche Kind in der Krippe!

Die Engel lobsingen mit jubelndem Schall
Dem Retter der Völker in Bethlehems Stall.
Schon eilen die Hirten mit fröhlichem Sinn
Zur Krippe des göttlichen Heilandes hin.
Kommt alle geschwind!
Anbetend das Kind,
Das göttliche Kind in der Krippe!

O Jesulein, Gottes allewiger Sohn,
Du ließest vor Liebe den himmlischen Thron,
Wirst hilflos und elend, so arm und so klein,
Um unser Erlöser und Vorbild zu sein.
O kommet doch all'
Nach Bethlehems Stall,
Anbetend den Heiland zu preisen!

Ferdinand Heitemeyer


An das Jesuskind

Erstes Kind:
Jesulein, ich liebe Dich,
Süßes Kind im Krippelein;
Schaue liebend auch auf mich,
Holdes Kindelein.

Ach, wer ist so arm wie Du,
Und wie Du voll Not und Schmerz?
Kindlein, doch zu süßer Ruh'
Biet' ich Dir mein Herz.

Nimm das zage gütig an,
Das in Demut Dir sich naht,
Und zu Deinem Thron hinan
Leite seinen Pfad.

Bist Du auch so klein und arm,
Himmelskind im kalten Stall,
Schlägt Dein Herz doch liebewarm
Für die Menschen all.

Jesulein, ich liebe Dich,
Holdes Kind im Krippelein,
Und ich will auch ewiglich
Dankbar Dir mich weih'n.

Zweites Kind:
Zu Deinen Füßen knie ich hier,
Und was ich habe, bring' ich Dir.
O lass es ganz Dein eigen sein,
Und segne mich, o Jesulein.

Es dienen dir die Engel all,
Und doch ruhst Du im armen Stall.
Mach' mich wie Du so arm und klein,
Und segne mich, o Jesulein.

Du steigst von Deines Vaters Thron
Und wirst für mich ein Menschensohn.
O lass zu Deinem Dienst mich weih'n,
Und segne mich, o Jesulein.

Hedwig Dransfeld


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