Die Heiligen drei Könige, Epiphanias


Die Könige

Drei Könige wandern aus Morgenland,
ein Sternlein führt sie zum Jordanstrand,
in Juda fragen und forschen die drei,
wo der neugeborne König sei.
Sie wollen Weihrauch, Myrrhen und Gold
zum Opfer weihen dem Kindlein hold.

Und hell erglänzet des Sternes Schein,
zum Stalle gehen die Könige ein,
das Knäblein schauen sie wonniglich,
anbetend neigen die Könige sich,
sie bringen Weihrauch, Myrrhen und Gold
zum Opfer dar dem Knäbelein hold.

O Menschenkind, halte treulich Schritt,
die Könige wandern, o wandere mit!
Der Stern des Friedens, der Gnade Stern
erhelle dein Ziel, wenn du suchest den Herrn;
und fehlen dir Weihrauch, Myrrhen und Gold,
schenke dein Herz dem Knäblein hold!

Peter Cornelius


Epiphanias

Die heiligen drei König' mit ihrem Stern,
sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht gern;
sie essen gern, sie trinken gern,
sie essen, trinken und bezahlen nicht gern.

Die heilgen drei König' sind gekommen allhier,
es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier;
und wenn zu dreien der vierte wär,
so wär ein heilger drei König mehr.

Ich erster bin der weiß' und auch der schön',
bei Tage solltet ihr mich erst sehn!
Doch ach, mit allen Spezerein
werd ich sein Tag kein Mädchen mir erfreun.

Ich aber bin der braun' und bin der lang',
bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang.
Ich bringe Gold statt Spezerein,
da werd ich überall willkommen sein.

Ich endlich bin der schwarz' und bin der klein',
und mag auch wohl einmal recht lustig sein.
Ich esse gern ich trinke gern,
ich esse, trinke und bedank mich gern.

Die heilgen drei König' sind wohlgesinnt,
sie suchen die Mutter und das Kind;
der Joseph fromm sitzt auch dabei,
der Ochs und Esel liegen auf der Streu.

Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold,
dem Weihrauch sind die Damen hold;
und haben wir Wein von gutem Gewächs,
so trinken wir drei so gut als ihrer sechs.

Da wir nun hier schöne Herrn und Fraun,
aber keine Ochsen und Esel schaun;
so sind wir nicht am rechten Ort
und ziehen unseres Weges weiter fort.

Johann Wolfgang von Goethe


Die heil'gen drei Könige

Die heil'gen drei Kön'ge aus Morgenland,
sie frugen in jedem Städtchen:
"Wo geht der Weg nach Bethlehem,
ihr lieben Buben und Mädchen?"
Die Jungen und Alten, sie wußten es nicht,
die Könige zogen weiter,
sie folgten einem goldenen Stern,
der leuchtete lieblich und heiter.
Der Stern bleibt steh'n über Josephs Haus,
da sind sie hineingegangen;
das Öchslein brüllte, das Kindlein schrie,
die heil'gen drei Könige sangen.

Heinrich Heine


Die heiligen drei Könige

Die heiligen drei Könige stehn vorm Haus,
Maria guckt zum Fenster heraus.

"Ihr heiligen drei Könige, kommt nur herein,
es wird schon für euch noch ein Plätzel sein."

Sie gingen gebückt in den kleinen Stall
und fielen auf ihre Knie all.

"Wir sind drei Könige, kommen weit her,
du aber, o Christkind, bist viel mehr.

Hast gar keine Krone, hast gar keine Zier,
hast aber ein königlich Herz in dir.

Das wirft den allerhellsten Schein
und wird die Krone der Menschheit sein."

Die Könige gingen. Maria sann
und sah aus Tränen ihr Kindel an.

Otto Julius Bierbaum


Die heiligen drei Könige

"Die heiligen drei König mit ihrem Stern,
die essen und trinken und zahlen net gern,
sie reiten auf einem weißen Ross
vor jedes Haus, vor jedes Schloss
und tragen um zum stopfen
einen leeren Sack und klopfen
an alle Fenster, alle Türn,
ob's net ebbes kriegen wern.
Draus in Tenna
laufn die fettn Henna,
droben im First
hangen die Würst,
gebt's mir die langen,
lasst die kurzen hangen,
Kerzen raus, Küechle raus,
oder ich schlag ein Loch ins Haus,
Äpfel raus, Birn raus,
geh mer in ein anders Haus!
Klopf an, klopf an,
die Bäurin hat ein schöna Mann,
die Bäurin is die schönste Frau,
was sie hat, das gibt `s mir a ..."

Ludwig Ganghofer


Die heiligen drei Könige

Sie zogen auf verschiednen Bahnen
Und wollen doch zum gleichen Ziel;
Es waren hier entrollte Fahnen
Und dort und dort des Windes Spiel,
Und hier und dorten ging beladen
Der Troß mit Gaben für den Herrn:
Sie zogen auf verschiednen Pfaden
Und folgten doch demselben Stern.

Bis endlich auf ein Dach von Halmen
Der Stern sein letztes Licht ergoss,
Bei Hirtenliedern, Engelpsalmen
Sein treulich winkend Auge schloss.
Da war, da war das Ziel gefunden,
Da fanden auch die Pilger sich
Und dienten nun, in eins verbunden,
Dem gleichen Herrn demütiglich.

Und bittre Myrrhen hat der eine,
Der andre Weihrauch ihm gezollt,
Der dritte bracht' ihm Edelsteine
Und Perlen dar und rotes Gold!
Und jedes Opfer nahm in Gnaden
Und jeden Priester sah er gern:
Sie kamen auf verschiednen Pfaden
Und dienten doch demselben Herrn.

Wilhelm Wackernagel


Die heiligen drei Könige im Kölner Dom

Auf stillen Felsenhöh'n
Wir standen viele Nächte,
dort nach dem licht zu sehn
Vom künftigen Geschlechte.

Ein alt prophetisch Lied,
Es hat auch uns geklungen,
Hat unser Herz durchglüht
Und innig uns durchdrungen.

Da trieb es uns hinaus,
Zu wandern durch das Leben,
Die Ruh', den Hof, das Haus
Und alles dranzugeben.

Uns riefen von dem Herrn
Die Sagen und die Kunden,
Wir folgten seinem Stern,
Bis wir ihn selbst gefunden.

Maria, süßes Bild,
Wir können's nie vergessen,
Wie du so fromm und mild
Am Krippelein gesessen.

Das folgt uns wie im Traum
Nach Köllen an den Rheine,
Füllt unsern Grabesraum
Mit seinem hellen Scheine.

Und wenn ein holdes Kind
Nach unserm Grabe ziehet,
Wenn treu und stillgesinnt
Sich Muttersorge mühet,

Dann fühlen wir die Lust
Aus alter Zeit sich regen,
Es zieht in manche Brust
Aus unserm Grab der Segen.

Der Myrrhen Bitterkeit,
Man kennt sie wohl im Leben,
Doch sollen drüber weit
Die Weihrauchwolken schweben.

Das Gold es ist die Treu
Im Leben wie im Sterben:
Solch edle Spezerei
Kann jeder hier erwerben.

Max von Schenkendorf


Die heiligen drei Könige

Aus fernen Landen kommen wir gezogen,
Nach Weisheit strebten wir seit langen Jahren,
Doch wandern wir in unsern Silberhaaren,
Ein schöner Stern ist vor uns her geflogen.

Nun steht er winkend still am Himmelsbogen:
Den Fürsten Judas muss dies Haus bewahren.
Was hast du, kleines Bethlehem, erfahren?
Dir ist der Herr vor allem hoch gewogen.

Holdselig Kind, lass auf den Knien Dich grüßen!
Damit die Sonne unsre Heimat segnet,
Das bringen wir, obschon geringe Gaben.

Gold, Weihrauch, Myrrhen liegen Dir zu Füßen,
Die Weisheit ist uns sichtbarlich begegnet,
Willst Du uns nur mit einem Blicke laben.

August Wilhelm von Schlegel