Weihnachtslied
Als unser Herr zur Erde kam
Ins Tal der Not und Sünden,
Die Last der Menschheit auf sich nahm,
Sein göttlich Reich zu gründen!
Da pflanzt er Lieb' und Gottvertraun,
Wohltätig in die Tränenau'n
Des armen Menschenlebens.
Versöhnung bracht' er, Trost und Licht,
Sein tun war Heil und Segen,
Sein Wort gab Kraft und Zuversicht
Auf schweren Prüfungswegen;
Ein Heil, ein Glaub', ein Liebesbund
Sollt auf dem ganzen Erdengrund
Die Seinen treu verbinden!
Der Göttliche war Kinderfreund;
Der Unschuld frommes Lallen,
Ihr Blick, dem alles heiter scheint,
War ihm ein Wohlgefallen.
In Kinderherzen zart und weich,
Erblickt er seines Vaters Reich,
Und ließ sie zu sich kommen.
Er sprach: das heiligste Gebot
Ist das Gebot der Liebe!
Und starb den schweren Opfertod
Im Wohltun und in Liebe!
Wir sind die Seinen, unsre Bahn
Geht glaubensfroh zu ihm hinan,
Durch Wohltun und durch Liebe!
Drum hat sich Lieb' und Zärtlichkeit
Das Weihnachtsfest erkoren,
Und Freud' und Wohltun dem geweiht,
Der einst der Welt geboren.
Beglückt vereint sich Groß und Klein,
Um in der Liebe Sonnenschein
Sein heilig Fest zu feiern!
Einst tönte Cherubimgesang,
Als er zur Welt getreten;
Jetzt lallen Kinderlippen Dank,
Und Christenherzen beten.
Herr! Nimm die Deinen gnädig an!
Sieh' auf die Kinder, die sich nahn,
Um Liebe zu empfangen!
O segne, du bist segensreich,
Du Gott der Mild und Güte,
Die zarten Herzen sanft und weich,
Der Menschheit neue Blüte!
Damit das künftige Geschlecht
Im Lieben treu, im Leben recht,
Dir deinen Tempel baue!
August Mahlmann
Vom Himmel kam der Engel Schar,
Erschien den hirten offenbar;
Sie sagten ihn': ein Kindlein zart
Das liegt dort in der Krippe hart.
Zu Bethlehem in Davids Stadt,
Wie Micha das verkündet hat.
Es ist der Herre Jesus Christ,
Der euer aller Heiland ist.
Da sollt ihr billig fröhlich sein,
Dass Gott mit euch ist worden ein.
Er ist geborne eur Fleisch und Blut,
Eur Bruder ist das ewig Gut.
Was kann euch tun die Sünd' und Tod?
Ihr habt mit euch den wahren Gott.
Lasst zürnen Teufel und die Höll:
Gott's Sohn ist worden eur Gesell.
Er will und kann euch lassen nicht,
Setzt ihr auf ihn eur Zuversicht:
Es mögen euch viel fechten an:
Dem sei Trotz, der's nicht lassen kann.
Zuletzt müsst ihr doch haben recht
Ihr seid nun worden Gotts Geschlecht,
Und danket Gott in Ewigkeit,
Geduldig, fröhlich allezeit.
Martin Luther
Erklinge, Lied, und werde Schall,
Kling gleich der hellsten Nachtigall,
Kling gleich dem hellsten Lerchenklang
Die ganze weite Welt entlang.
Kling, Lied, und kling im höchsten Ton!
Es kommt der süße Gottessohn,
Es kommt das helle Himmelskind
Hernieder, wo die Sünder sind.
Es kehrt bei einer Jungfrau ein,
Will eines Weibes Säugling sein,
Der große Herr der ganzen Welt,
Ein Würmlein, auf die Erde fällt.
Ein armes Knäblein, nackt und bloß,
So liegt er in Mariens Schoß,
Der alle Sterne lenken kann,
Fleht eines Weibes Gnade an.
Der eh'r als Erd' und Himmel war,
Das Wort des Vaters, rein und klar,
Spricht lieb und freundlich bei uns ein
Und will der Sünder Bruder sein.
So kommt die unermessne Huld,
Zu tragen unsre schwere Schuld,
Die ew'ge Liebe steigt von Gott
Zu uns herab für Schmach und Spott.
Des soll'n wir alle fröhlich sein
Und singen mit den Engelein
Und singen mit der Hirtenschar:
"Das ew'ge Heil wird offenbar."
Des soll'n wir alle fröhlich sein,
Dass Gott will unser Vater sein,
Und dass der süße Jesus Christ
Heut unser Bruder worden ist.
Ernst Moritz Arndt
Kein Sternchen mehr funkelt,
Tief nächtlich umdunkelt,
Lag Erde so bang;
Rang seufzend mit Klagen
Nach leuchtenden Tagen,
Ach! Harren ist lang. -
Als plötzlich erschlossen,
Vom Glanze durchgossen,
Der Himmel erglüht';
Es sangen die Chöre:
Gott Preis und Gott Ehre!
Es sangen die Chöre:
Den Höhen sei Ehre,
Dem Vater sei Preis,
Und Frieden hienieden,
Ja, Frieden, ja, Frieden
Dem ganzen Erdkreis!
Wir waren verloren,
Nun ist uns geboren,
Was Gott uns verhieß:
Ein Kindlein zum Lieben
Und nie zu betrüben,
Ach, Lieb' ist ja süß!
O segne die Zungen,
Die mit dir gesungen,
Du himmlisches Kind!
Und lass Dir das Lallen
Der Kinder gefallen,
So lieblich und lind.
O Friede, dem Zorne,
O Röschen, dem Dorne
holdselig erblüht;
Süß lallende Lippe
Des Kind in der Krippe,
Dir gleicht wohl dies Lied.
Clemens Brentano
(Mein Himmelreich)
Seit Gott erschuf das Reich der Klänge,
Erschallen tausendfach Gesänge
Dem Herzen traut und angenehm.
Doch niemals haben Menschenzungen
So sehr und süß ein Lied gesungen
Als jenes war zu Bethlehem.
Das Lob dem Herrn, so hört ich's schallen,
Und Friede sei dem Menschen allen,
Die eines guten Willens sind.
Wohl um den Erdkreis klingt die Kunde
Von jener einzig großen Stunde,
Da uns erschien das Jesukind.
O tönt, ihr Harfen, klingt, Metalle,
O singt, ihr Pfeifen, Kehlen alle:
Dem Herrn die Ehr', dem Menschen Fried'.
Fanfarenstoß, Kanonenbrummen,
Sie werden gänzlich einst verstummen
Vor diesem sanften Gotteslied.
Und wenn des Weihnachtsliedes Mahnen
Wir sind gedenk im heiligen Ahnen,
So wird in neuem Gottesreich
Das Osterlied, Posaunenrufen
Uns grüßen an des Thrones Stufen:
Der Friede, Kinder, sei mit euch!
Peter Rosegger
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