Christliche Weihnachtsgedichte
Sei gegrüßt, die auserkoren
Unter allen Weibern war,
Die den Heiland uns geboren,
Ihn, der sein wird, ist und war,
Jungfrau, deren Schoss die Sonne
Der Gerechtigkeit empfing,
Mutter, deren Blick mit Wonne
An dem ew'gen Sohne hing.
Wie der Engel dich begrüßte,
Grüßet dich die Christenheit,
Denn das Knäblein, das dich küsste,
Ist der Herr der Herrlichkeit.
Den du oft mit sanften Armen
An die Mutterbrust gelegt,
Ist der Herr, der mit erbarmen
Aller Himmel Himmel trägt.
Friedrich Leopold Graf zu Stolberg
Kommst du? kommst du? Licht der Heiden!
Ja, du kommst und säumest nicht,
Weil du weißt, was uns gebricht;
O du starker Trost im Leiden!
Jesu, meines Herzens Tür
Steht dir offen, komm zu mir.
Ja, du bist bereits zugegen,
Du Weltheiland, Jungfrausohn!
Meine Sinne spüren schon
Deinen gnadenvollen Segen,
Deine Wunder-Seelenkraft,
Deine Frücht' und Herzenssaft.
Adle mich durch deine Liebe,
Jesu, nimm mein Flehen hin,
Schaffe, dass mein Geist und Sinn
Sich in deinem Lieben übe:
Sonst zu lieben dich, mein Licht,
Steht in meinen Kräften nicht.
Jesu, rege mein Gemüte,
Jesu, öffne mir den Mund,
Dass dich meines Herzens Grund
Innig preise für die Güte,
Die du mir, o Seelengast!
Lebenslang erwiesen hast.
Lass durch deines Geistes Gaben,
Liebe, Glauben und Geduld,
Durch Bereuung meiner Schuld,
Mich zu dir sein hocherhaben;
Dann so will ich singen dir
Hosianna für und für.
Ernst Christoph Homburg
Wie soll ich dich empfangen?
Und wie begegn' ich dir?
O aller Welt Verlangen,
Du meiner Seele Zier!
O Jesu, Jesu setze
Mir selbst die Fackel bei,
Damit, was dich ergetze,
Mir kund und wissend sei.
Dein Zion streut dir Palmen
Und grüne Zweige hin,
Und ich will dir in Psalmen
Ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll dir grünen
In stetem Namen dienen,
So gut es kann und weiß.
Was hast du unterlassen
Zu meinem Trost und Freud',
Als Leib und Seele saßen
In ihrem größten Leid?
Als mir das Reich genommen,
Da Fried' und Freude lacht,
Bist du, mein Heil, gekommen
Und hast mich froh gemacht.
Ich lag in schweren Banden,
Du kommst und machst mich los;
Ich stund in Spott und Schanden,
Du kommst und machst mich groß,
Und hebst mich hoch zu Ehren,
Und schenkst mir großes Gut,
Das sich nicht lässt verzehren,
Wie ird'scher Reichtum tut.
Nichts, nichts hat dich getrieben
Zu mir vom Himmelszelt,
Als das geliebte Lieben,
Womit du alle Welt
In ihren tausend Plagen
Und großen Jammerslast,
Die kein Mund aus kann sagen,
So fest umfangen hast.
Das schreib dir in dein Herze,
Du herzbetrübtes Heer,
Bei welchem Gram und Schmerze
Sich häuft je mehr und mehr.
Seid unverzagt, ihr habet
die Hilfe vor der Tür:
Der eure Herzen labet
Und tröstet, steht allhier!
Ihr dürft euch nicht bemühen,
Noch sorgen Tag und Nacht,
Wie ihr ihn wollet ziehen
Mit eures Armes Macht.
Er kommt, er kommt mit Willen,
Ist voller Lieb' und Lust,
All Angst und Not zu stillen,
Die ihm an euch bewusst.
Auch dürft ihr nicht erschrecken
Vor eurer Sünden Schuld.
Nein, Jesu will sie decken
Mit seiner Lieb' und Huld!
Er kommt, er kommt, den Sündern
Zum Trost und wahren Heil,
Schafft, dass bei Gottes Kindern
Verbleib' ihr Erb' und Teil.
Was fragt ihr nach dem Schreien
Der Feind' und ihrer Tück'?
Der Herr wird sie zerstreuen
In einem Augenblick.
Er kommt, er kommt, ein König,
Dem wahrlich alle Feind'
Auf Erden viel zu wenig
Zum Widerstande seind.
Er kommt zum Weltgerichte,
Zum Fluch dem, der ihm flucht,
Mit Gnad' und süßem Lichte
Dem, der ihn liebt und sucht.
Ach komm! ach komm, o Sonne!
Und hol' und allzumal
Zum ew'gen Licht und Wonne
In deinen Freudensaal.
Paul Gerhardt
Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt?
Herberg' ist dir schon längst bestellt.
Verlangend sieht ein jedes dich
Und öffnet deinem Segen sich.
Geuß Vater ihn gewaltig aus,
Gib Ihn aus deinem Arm heraus.
Nur Unschuld, Lieb' und süße Scham
Hielt Ihn, dass Er nicht längst schon kam.
Treib Ihn von dir in unsern Arm,
Dass er von deinem Hauch noch warm;
In schweren Wolken sammle Ihn
Und lass Ihn so herniederziehn.
In kühlen Strömen send' Ihn her,
In Feuerflammen lodre Er,
In Luft und Öl, in Klang und Tau.
Durchdring' Er unser Erde Bau.
So wird der heil'ge Kampf gekämpft,
So wird der Hölle Grimm gedämpft,
Und ewig blühend geht allhier
Das Paradies herfür.
Die Erde regt sich, grünt und lebt,
Des Geistes voll ein jeder strebt,
Den Heiland lieblich zu empfahn,
Und beut die volle Brust Ihm an.
Der Winter weicht, ein neues Jahr
Steht an der Krippe Hochaltar:
Es ist das erste Jahr der Welt,
Die sich das Kind erst selbst bestellt.
Die Augen sehn den Heiland wohl,
Und doch sind sie des Heilands voll,
Von Blumen ward sein Haupt geschmückt,
Daraus Er selbst holdselig blickt.
Er ist der Stern, Er ist die Sonn',
Er ist des ew'gen Lebens Bronn,
Aus Kraut und Stein und Meer und Licht
Schimmert sein kindlich Angesicht.
In allen Dingen sein kindlich Tun,
Seine heiße Lieb' wird nimmer ruhn,
Er schmiegt sich, seiner unbewusst,
Unendlich fest an jede Brust.
Ein Gott für und, ein Kind für sich,
Liebt Er uns all, herzinniglich,
Wird unser Speis' und unser Trank,
Treusinn ist Ihm der liebste Dank.
Das Elend wächst je mehr und mehr,
Ein düstrer Gram bedrückt und sehr:
Lass, Vater, den Geliebten gehen,
Mit uns wirst du Ihn wiedersehn.
Novalis (Friedrich von Hartenberg)
Liebster Jesu sei willkommen
Hier in dieser bösen Welt,
Da du nicht wirst aufgenommen,
Da man dich verächtlich hält:
Ich, ich will Dich nicht verscherzen,
Wohne nur in meinem Herzen.
Du bist mein, und ich bin Dein,
Allerliebstes Jesulein.
Zwar du kommest gar nicht prächtig,
Aber ich bin schon vergnügt,
Du bist dennoch reich und mächtig,
Hast mir alles zugefügt,
Was mich Sünder, was mich Schwachen
Kann gerecht und selig machen.
Du bist mein, und ich bin Dein,
Allerliebstes Jesulein.
Dein so armes Kummerleben
Soll mein Reichtum allzeit sein,
Drum bin ich dir ganz ergeben
Und vertraue dir allein,
Dass du dort mich werdest laben
Mit den besten Himmelsgaben.
Du bist mein und ich bin Dein,
Allerliebstes Jesulein.
Will Dich alle Welt auch meiden,
Dennoch find' ich mich zu Dir;
Dich und mich soll nichts mehr scheiden,
Sondern ich will für und für
Unverrückt an Dir bekleiben,
Tot und lebend Dein verbleiben.
Du bist mein, und ich bin Dein,
Allerliebstes Jesulein.
Dein Schmach und deine Schande,
So man dir auf Erden tut,
Dienet mir zum höchsten Pfande
Und versichert meinen Mut,
Dass Du mir in jenem Leben
Wirst die Ehrenkrone geben.
Du bist mein, und ich bin Dein,
Allerliebstes Jesulein.
Nun, mein Herze steht Dir offen,
Zieh, mein Heiland, beim mir ein;
Lass mich nicht vergeblich hoffen,
Lass mich nur dein eigen sein:
Tilge Du all mein Verbrechen,
So kann ich stets fröhlich sprechen:
Du bist mein, und ich bin Dein,
Allerliebstes Jesulein.
Samuel Großer
Ermuntre dich, mein schwacher Geist,
Und trage groß Verlangen,
Ein kleines Kind, das Vater heißt,
Mit Freuden zu empfangen.
Dies ist die Nacht, darin es kam
Und menschlich Wesen an sich nahm,
Dadurch die Welt mit Treuen
Als sein Braut zu freien.
Willkommen süßer Bräutigam,
Du König aller Ehren!
Willkommen, Jesu, Gottes Lamm!
Ich will dein Lob vermehren!
Ich will dir all mein Leben lang
Von Herzen sagen Preis und Dank,
Dass Du, da wir verloren,
Für uns bist Mensch geworden.
O großer Gott! Wie konnt' es sein,
Dein Himmelreich zu lassen,
Zu springen in die Welt hinein,
Da nicht denn Neid und Hassen?
Wie konntest du die große Macht,
Dein Königreich, die Freudenpracht,
Ja Dein erwünschtes Leben
Für solche Feinde geben?
Ist doch, Herr Jesu, Deine Braut
Ganz arm und voller Schanden:
Noch hast Du sie Dir selbst getraut
Am Kreuz, in Todesbanden:
Ist sie doch nichts als Überdrieß,
Flucht, Unflat, Tod und Finsternis:
Noch darfst du ihretwegen
Dein Zepter von Dir legen.
Du Fürst und Herrscher dieser Welt,
Du Friedenswiederbringer,
Du kluger Rat und tapfrer Held,
Du starker Höllenzwinger!
Wie ist es möglich, dass Du Dich
Erniedrigest so jämmerlich,
Als wärest Du im Orden
Der Bettler Mensch geworden?
O großes Werk, o Wundernacht,
Dergleichen nie gefunden!
Du hast den Heiland hergebracht,
Der alles überwunden:
Du hast gebracht den starken Mann,
Der Feuer und Wolken zwingen kann,
Vor dem die Himmel zittern
Und alle Berg' erschüttern.
O bleicher Mond, halt eiligst ein
Den bleichen Schein auf Erden!
Wirf Deinen Glanz zum Stall hinein,
Gott soll gesäuget werden;
Ihr hellen Sterne, stehet still
Und horcht, was euer Schöpfer will,
Der schwach und ungewieget
In einem Kripplein lieget.
Brich an, du schönes Morgenlicht,
Und lass den Himmel tragen;
Du Hirtenvolk, erschrecke nicht,
Weil dir die Engel sagen,
Dass dieses schwache Knäbelein
Soll unser Trost und Freude sein,
Dazu den Satan zwingen
Und letztlich Frieden bringen.
O liebes Kind, o süßer Knab'!
Holdselig von Gebärden,
Mein Bruder, den ich lieber hab'
Als alle Schätz' auf Erden!
Komm, Schönster, in mein Herz hinein,
Komm eilend, lass die Krippe sein:
Komm, komm, ich will beizeiten
Dein Lager Dir bereiten.
Sag' an, mein Herzensbräutigam,
Mir Hoffnung, Freud' und Leben,
Mein edler Zweig aus Jakobs Stamm,
Was soll ich dir doch geben?
Ach! nimm von mir Leib, Seel' und Geist,
Ja alles, was Mensch ist und heißt:
Ich will mich ganz verschreiben,
Dir ewig treu zu bleiben.
Lob, Preis und Dank, Herr Jesu Christ,
Sei Dir von mir gesungen,
Dass Du mein Bruder worden bist
Und hast die Welt bezwungen:
Hilf, dass ich Deine Gütigkeit
Stets preis' in dieser Gnadenzeit
Und mög' hernach dort oben
In Ewigkeit dich loben.
Johannes Rist
Wir singen Dir, Immanuel,
Du Lebensfürst und Gnadenquell,
Du Himmelsblum' und Morgenstern,
Du Jungfrau'n Sohn, Herr aller Herr'n.
Hallelujah!
Wir singen Dir mit Deinem Heer
Aus aller Kraft Lob, Preis und Ehr',
Dass Du, o längst gewünschter Gast,
Dich nunmehr eingestellet hast.
Hallelujah!
Von Anfang, da die Welt gemacht,
Hat so manch Herz nach Dir gewacht
Dich hat gehofft so lange Jahr'
Der Väter und Propheten Schar.
Hallelujah!
Vor andern hat Dein hoch begehrt
Der Hirt und König Deiner Herd',
Der Mann der Dir so wohl gefiel,
Wenn er Dir sang auf Saitenspiel:
Hallelujah!
Ach, dass der Herr aus Zion käm'
Und unsre Bande von uns nähm'!
Ach, dass die Hilfe bräch' herein,
So würde Jakob fröhlich sein.
Hallelujah!
Nun, du bist hier, da liegest Du,
hältst in dem Kripplein Deine Ruh';
Bist klein und machst doch alles groß,
Bekleid'st die Welt und kommst doch bloß.
Hallelujah!
In fremdem Hause kehrst du ein,
Und sind doch alle Himmel Dein;
Trinkst Milch aus einer Menschenbrust,
Und bist doch aller Engel Lust.
Hallelujah!
Du hast dem Meer sein Ziel gesteckt,
Und wirst mit Windeln zugedeckt;
Bist Gott und liegst auf Heu ins Stroh;
Wirst Mensch und bist doch A und O.
Hallelujah!
Du bist der Ursprung aller Freud'
Und duldest so viel Herzeleid;
Du bist der Heiden Trost und Licht,
Suchst selber Trost und findst ihn nicht.
Hallelujah!
Du bist der süßte Menschenfreund,
Doch sind dir so viel Menschen feind:
Herodes Herz hält Dich für Greu'l,
Und bist doch nichts als lauter Heil.
Hallelujah!
Ich aber, Dein geringster Knecht,
Ich sag' es frei und mein' es recht:
Ich liebe Dich, doch nicht so viel,
Als ich Dich gerne lieben will.
Hallelujah!
Der Will' ist da, die Kraft ist klein,
Doch wird dir nicht zuwider sein
Mein armes Herz, und was es kann,
Wirst Du in Gnaden nehmen an.
Hallelujah!
Hast du doch selbst Dich schwach gemacht,
Erwähltest, was die Welt veracht';
Warst arm und dürftig, nahmst vorlieb,
Da, wo der Mangel Dich hintrieb.
Hallelujah!
Du schliefst ja auf der Erden Schoß,
So war dein Kripplein auch nicht groß
Der Stall, das Heu, das Dich umfing,
War alles schlecht und sehr gering.
Hallelujah!
Darum hab' ich so guten Mut,
Du wirst auch halten mich für gut.
O Jesulein, Dein frommer Sinn
Macht, dass ich so voll Trostes bin.
Hallelujah!
Bin ich gleich Sünd' und Laster voll,
Hab' ich gelebt nicht, wie ich soll;
Ei, kommst du doch deswegen her,
Dass sich der Sünder zu Dir kehr'.
Hallelujah!
Hätt' ich nicht auf mir Sündenschuld,
Hätt' ich kein Teil an deiner Huld;
Vergeblich wärst Du mir gebor'n,
Wann ich nicht wär' in Gottes Zorn.
Hallelujah!
So fass' ich Dich nun ohne Scheu,
Du machst mich alles Jammers frei,
Du trägst den Zorn, Du würgst den Tod,
Verkehrst in Freud' all Angst und Not.
Halleluja!
Du bist mein Haupt, hinwiederum
Bin ich Dein Glied und Eigentum,
Und will, soviel Dein Geist mir gibt,
Stets dienen Dir, wie Dir's beliebt.
Hallelujah!
Ich will Dein Hallelujah hier
Mit Freuden singen für und für,
Und dort in Deinem Ehrensaal
Soll's schallen ohne Zeit und Zahl.
Hallelujah!
Paul Gerhardt
Ich steh' an Deiner Krippe hier,
O Jesulein, mein Leben,
Ich stehe, bring' und schenke Dir,
Was Du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel' und Mut, nimm alles hin,
Und lass dir's wohl gefallen.
Du hast mit Deiner Lieb' erfüllt
Mein Adern und Geblüte;
Dein schöner Glanz, Dein süßes Bild
Liegt stets mir im Gemüte.
Und wie mag es auch anders sein,
Wie könnt' ich Dich, mein Herzelein,
Aus meinem Herzen lassen?
Da ich noch nicht geboren war,
Da bist Du mir geboren,
Und hast mich Dir zu eigen gar,
Eh ich dich kannt', erkoren;
Eh ich durch Deine Hand gemacht,
Da hat Dein Herze schon bedacht,
Wie Du mein wolltest werden.
Ich lag in tiefer Todesnacht,
Du wurdest meine Sonne,
Die Sonne, die mir zugebracht
Licht, Leben, Freud' und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht
Des Glaubens in mir zugericht':
Wie schön sind Deine Strahlen!
Ich sehe Dich mit Freuden an
Und kann nicht satt mich sehen,
Und weil ich nun nicht weinen kann,
So tu' ich, was geschehen.
O, dass mein Sinn ein Abgrund wär'
Und meine Seel' ein weites Meer,
Dass ich Dich möchte fassen!
Vergönne mir, o Jesulein,
Dass ich im Geiste küsse
Dein Mündlein, das den süßen Wein,
Auch Milch und Honigflüsse
Weit übertrifft in seiner Kraft,
Es ist voll Labsal, Stärk' und Saft,
Der Mark und Bein erquicket.
Wenn oft mein Herz im Leibe weint
Und keinen Trost kann finden,
Da ruft mir's zu: "Ich bin Dein Freund,
Ein Tilger Deiner Sünden;
Was trauerst Du, mein Fleisch und Blut?
Du sollst ja haben guten Mut,
Ich zahle Deine Schulden.
Wer ist der Meister, der allhier
Nach Würdigkeit ausstreichet
Die Händlein, so das Kindelein
Anlachend mir zureichet?
Der Schnee ist hell, die Milch ist weiß,
Verlieren doch beid' ihren Preis,
Wenn diese Händlein blinken.
Wo nehm' ich Weisheit und Verstand,
Mit Lobe zu erhöhen
Die Äuglein, die so unverwandt
Nach mit gerichtet stehen?
Der volle Mond ist schön und klar,
Schön ist der güldnen Sterne Schar,
Die Äuglein sind viel schöner.
O, dass doch ein so lieber Stern
Soll in der Krippe liegen!
Für edle Kinder großer Herr'n
Gehören güldne Wiegen.
Ach! Heu und Stroh sind viel zu schlecht;
Samt, Seiden, Purpur wären recht,
Dich Kindlein drauf zu legen.
Nehmt weg das Stroh, nehmt weg das Heu,
Ich will mir Blumen holen,
Dass meines Heilands Lager sei
Auf Rosen und Diolen,
Mit Tulpen, Nelken, Rosmarin
Aus frischen Gärten will ich ihn
Von oben her bestreuen.
Zur Seiten will ich hier und dar
Viel weiße Lilien stecken,
Die sollen seiner Äugelein Paar
Im Schlafe sanft bedecken.
Doch ist vielleicht das dürre Gras
Dir lieber, Kind, als alles das,
Was ich hier nenn' und denke.
Du fragtest nicht nach Lust der Welt
Noch nach des Leibes Freuden:
Du hast Dich bei uns eingestellt,
An unsrer Statt zu leiden,
Sucht meiner Seele Trost und Freud'
Durch allerhand Beschwerlichkeit,
Das will ich dir nicht wehren.
Eins aber, hoff' ich, wirst du mir,
Mein Heiland, nicht versagen,
Dass ich dich möge für und für
In, bei und an mir tragen.
So lass mich doch Dein Kripplein sein,
Komm, komm und lege bei mir ein
dich und all Deine Freuden!
Zwar sollt' ich denken, wie gering
Ich Dich bewirten werde:
Du bist der Schöpfer aller Ding',
Ich bin nur Staub und Erde.
Doch bist du so ein lieber Gast,
Dass du noch nie verschmähet hast
Den, der Dich gerne siehet.
Paul Gerhardt
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